Antifaschist_Innen bei Flyeraktion gegen rechten Szeneladen in Zwickau gestört. Um „ihren Laden“ zu verteidigen griffen Besitzer und Verkäufer die Beteiligten an.
Dass es um die Gesinnung des „Sportbekleidungsgeschäfts“ »Eastwear« (ehemals »The Last Resort Shop«) in Zwickau nicht viel zu diskutieren gibt, sollte mittlerweile vielen bekannt sein. Unter Beweis gestellt wurde dies wieder einmal am 22.05.2010, als 10-15 Antifaschist_Innen gegen 14 Uhr in unmittelbarer Nähe des Ladens in der Kreisigstraße 5 bis zu 100 Flyer an einkaufende Bürger_Innen verteilten. Dem Besitzer des Ladens, Marko Hampel, schien diese „geschäftsschädigende Verleumdung“ weder zu gefallen, noch war er bereit den friedlichen Prostest zu tolerieren.
Um „ihren“ Laden zu verteidigen gingen Hampel und sein Verkäufer Michael Schöbel zunächst auf Antifischist_Innen los, beleidigten weibliche Aktivistinnen als „Votzen“ und schlugen zwei Personen direkt ins Gesicht. Die Beteiligten sollten sich „verpissen, sonst würde bald ein Räumkommando ankommen“, so Hampel wortwörtlich. Die kurz darauf eintreffende Polizei kam nicht umher, die Aktion der Antifaschist_Innen als solche in Frage zu stellen. Es handle sich schließlich um einen normalen Sportladen und die Protestaktion würde die Existenz des Besitzers bedrohen. Ergo sei man selber schuld.
Hier nur ein Hinweis: Wer Geld mit menschenverachteten Waren macht, der gehört nicht geschützt! Und wer den Verkauf von nationalistischen und rassistischen Produkten damit rechtfertigt, dass sie eine wirtschaftliche Existenz sichern, hat entweder jedweden moralischen Anspruch verloren oder stellt wirtschaftlichen Nutzen über jede Menschlichkeit! Die Beamt_Innen sorgten nun dafür, dass wieder „Ruhe und Ordnung“ einkehrt und erteilten allen Anwesenden einen Platzverweis. Die Angreifer, die unterdessen nicht weit entfernt wieder ihren Geschäften nachgingen, wurden nur kurz befragt. Gegen den Ladenbesitzer wurden zwei Strafanzeigen wegen Körperverletzung gestellt.
Der »Last Resort Shop« wurde Ende der 90er Jahre von Ralf Marschner eröffnet. Dieser stammt aus dem Umfeld des mittlerweile verbotenen internationalen Nazi-Netzwerks »Blood & Honour«. Nach Streitigkeiten wird der Naziladen »The Last Resort« mittlerweile seit mehreren Jahren von einem neuen Eigentümer geführt; an der inhaltlichen Ausrichtung des Geschäfts änderte dies freilich nichts. Es ist davon auszugehen, dass Einnahmen aus dem Geschäft teilweise zurück in die rechte Szene fließen. Auch der als rechtsoffen bekannte Fussballclub »Schedewitz 98« wurde wiederholt vom Laden unterstützt. Aufgefallen ist der neue Besitzer weiterhin durch mehrere Gerichtsverfahren mit anschließender Verurteilung aufgrund des Verkaufs verbotener Nazi-CDs. Seit September 2009 organisiert sich vermehrt Protest gegen den Szeneladen. Auch entglasten Unbekannte im Dezember dessen Front. Seit Ende letzten Jahres gab sich der »Last Resort Shop«, vermutlich um Angriffsfläche zu mindern, den unscheinbaren Name »Eastwear«.
Am 28. April wurde im U-Bahnhof Plärrer ein 17-jähriger von einem Nazi halb tot geprügelt. Der Angegriffene musste mehrfach wiederbelebt werden und wurde auf der Intensivstation in ein künstliches Koma versetzt, aus dem er erst nach mehreren Tagen erwachte.
Der Täter ist der für seine Brutalität bekannte Fürther Neonazi Peter Rausch, der zunächst vom Tatort geflüchtet war, sich aber einen Tag später den Behörden stellte. Er ist dem sogenannten „Freien Netz Süd“ zuzuordnen, einem Zusammenschluss bekennender Nationalsozialisten. Wie andere Nazis aus dem Umfeld des „Freien Netz Süd“ hat auch der Täter bereits in der Vergangenheit NazigegnerInnen angegriffen.
Die Polizei verhielt sich, wie auch in den vergangenen Monaten, skandalös. Zunächst wurde versucht, den rechten Tathintergrund zu vertuschen, dann wurde die Tat verharmlost und relativiert. Seit Monaten weisen GewerkschafterInnen und AntifaschistInnen in Fürth darauf hin, dass sich in der Stadt eine äußerst gewalttätige Naziszene breitmacht. Ziel der zahlreichen faschistischen Angriffe sind Menschen, die nicht in das verquere Weltbild der Nazis passen. Auch die Anschläge auf Wohnungen und Fahrzeuge von AntifaschistInnen, auf gewerkschaftliche Einrichtungen und Stadtteilläden werden häufiger.
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2000 Gegendemonstranten auf DGB-Kundgebung am Hauptbahnhof | Blockaden hielten nicht stand | Stattdessen konnten 100 Nazis wiederholt Antifaschisten angreifen | Drei Stunden Polizeikessel
Bereits am Vormittag versammelten sich auf dem Zwickauer Hauptmarkt 1000 Menschen zur Maikundgebung des DGB. Von dort startete ein Demonstrationszug zu den Blockadeaktionen am Hauptbahnhof. An zwei Blockadepunkten – Richtung Bahnhofstraße und Richtung Reichenbacher Straße – versammelte sich ein breites Bündnis aus Gewerkschaften, Parteien und verschiedener antifaschistischer Gruppen und Einzelpersonen zum friedlichen Protest gegen den Aufmarsch der sächsischen NPD. Am Rande hatte es weitere vereinzelte Blockadeversuche gegeben. Jedoch gelang es der Polizei schnell eine Gasse für den Demonstrationszug der Nazis zu bilden. 50 Leute in einer Sitzblockade wurden teilweise unter Einsatz von Gewalt weggetragen. Die vom Landratsamt Zwickau angestrebte unbedingte Durchführung der NPD-Demonstration wurde rücksichtslos durchgesetzt.
Währenddessen ertönten plötzlich Nazi-Parolen aus Richtung Bahnhofstraße. Ein etwa 100-köpfiger Nazi-Gewalt-Mob, vorwiegend aus Mitgliedern des „Freien Netzes“, konnte sich völlig unbemerkt auf die Gegendemonstranten zu bewegen. Die Polizei hatte wenige Minuten zuvor ihre Kräfte aus dem Rücken der Antifaschisten abgezogen. Die Nazis stürmten ungehindert los und versuchten durch einen kleinen Park in Richtung Hauptblockade zu gelangen. Dort bewaffneten sie sich und warfen Steine und sonstigen Unrat auf Antifaschisten. Einige Polizisten konnten die Auseinandersetzungen unterbinden und die Nazis vorerst vertreiben. Diese verschwanden daraufhin in eine Seitenstraße (Spiegelstraße). Wer jetzt dachte, dass die Nazis nun von der Polizei festgesetzt wurden, wurde eines Besseren belehrt. Selbst kleinere Gruppen von Antifaschisten wurden an diesem Tage auf Schritt und Tritt von Polizisten in Zivil verfolgt. Für die Nazis hatte die Polizei offenbar eine gänzlich andere Strategie vorgesehen.
Denn etwa zwanzig Minuten später kam der Nazi-Mob erneut die Bahnhofstraße hinauf gestürmt. Abermals war von der Polizei weit und breit nichts zu sehen. Entschlossene Antifaschisten, die sich schützend vor die Blockade stellten, wurden von den Nazis mit Steinen beworfen. Nicht wenigen Gegendemonstranten wurde auch körperlich zugesetzt. Dieses Szenario zog sich über Minuten hin, bis es endlich gelang den Nazi-Mob in eine Seitenstraße zu drängen. Nun stellten sich Polizeieinheiten vor die Nazis und sorgten für deren ungehinderten Zugang zur Demonstration der NPD. Währenddessen wurden die Antifaschisten unter dem massiven Einsatz von Pfefferspray und Schlagstöcken zurückgedrängt. So gelang es aber zumindest den Nazi-Mob von den Blockadeaktionen fernzuhalten.
Die angemeldete NPD-Demonstration lief inzwischen auf der Reichenbacher Straße in Richtung Innenstadt. Die friedlichen Blockierer am Hauptbahnhof hatten während dieser Auseinandersetzungen keine Chance den Weg der Nazis zu versperren. Nun wurde versucht zumindest in Hörweite der NPD-Demonstration zu gelangen. Jeder Straßenzug in Richtung der Nazi-Route wurde jedoch von der Polizei verstellt. Menschen mit verschiedensten politischen Hintergründen versuchten dennoch gegenüber den Nazis lautstark ihre Meinung zu äußern. In der Nähe der Crimmitschauer Straße ertönte von Seiten der Polizei schließlich der Befehl „Schlagstock frei!“ und unter massivem und unverhältnismäßigem Einsatz von Schlagstöcken und Pfefferspray wurde gegen alles vorgegangen, was zwei Beine hatte. Eine Gruppe von 100 Antifaschisten wurde einige 100 Meter weiter an der Ecke Carola- Lutherstraße eingekesselt und für die nächsten drei Stunden festgesetzt; Personalienaufnahmen, Fotos und Schikanen inklusive. Die Beamten wiesen sich weder aus, noch wurde der Zwickauer Oberbürgermeisterin Pia Findeiß eine Vermittlerrolle zuerkannt. Auch die eintreffenden Pressevertreter wurden in ihrer Arbeit gehindert. Damit war der erfolgreiche Ausgang des Tages aus Sicht der NPD und ihrer Anhänger endgültig gesichert. Weitere kleinere Blockadeversuche am Georgenplatz und anderswo waren zum Scheitern verurteilt.
Letztlich zeigte sich am heutigen Tage die Notwendigkeit eines antifaschistischen Selbstschutzes. Die Polizei konzentrierte sich ausschließlich auf den reibungslosen Ablauf der NPD-Demonstration und konnte heute nicht für die Sicherheit der Anti-Nazi-Aktivisten garantieren. Ein Mob von 100 Nazis, welcher ausschließlich an gewalttätigen Auseinandersetzungen interessiert war, hatte keine polizeilichen Maßnahmen zu befürchten. Dennoch gelang es Dank des entschlossenen Vorgehens der anwesenden Antifaschisten für die Sicherheit der Teilnehmer an den Blockadeaktionen zu sorgen. Unsere Solidarität gilt allen Verletzten, die sich heute mutig den Nazis entgegenstellten – getreu dem Motto: WIR GEHEN VOR GEGEN NAZIS!
Quelle:
http://de.indymedia.org/2010/05/279731.shtml